Joki Dürrenast: Bitte kein Hurrah-Gebrüll - Genna Website 2018

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Johanneskirche Dürrenast: Bitte kein Hurrah-Gebrüll !
Die Erleichterung ist gross: 57,2 Prozent der Stimmenden haben die Initiative Pro Johanneskirche angenommen, sie wollen also nicht, dass die Kirche Ende 2018 geschlossen und ihrem ungewissen Schicksal überlassen wird. Bei einer Stimmbeteiligung von bemerkenswerten 25 Prozent ist dies ein unerwartet deutliches Resultat. Zugegeben: Ich hätte keinen Rappen auf ein solches Resultat gewettet. Danke allen Thunerinnen und Thunern, die gespürt haben: Eine Kirche schliesst man nicht ohne Not und ohne vorher Alternativen zu suchen. Und Danke dem Initiativkomitee für seinen Mut. Ihr habt an einen Sieg geglaubt, ehrlich gesagt: ich nicht.
Und jetzt? Während man nach einem Schweizermeistertitel von YB hurrah brüllen darf, sollten wir als Sieger in der Kirche die Hand ausstrecken oder  - um ein Bild aus der Schwingersprache zu brauchen  - dem Gegner das Sägemehl abwischen und die Hand reichen. Bisher gab es eigentlich nur Verlierer, das müsste sich rasch ändern. Frau Pfarrerin Margrit Schwander hat im heutigen Gottesdienst in der Stadtkirche dazu aufgerufen, das Resultat der Abstimmung zu akzeptieren. Ich habe an dieser Stelle mehrmals die Idee geäussert, eigentlich müsste es vor der Auszählung ein gemeinsames Gebet geben  - das wäre für mich "erlebbare Kirche". Beginnen wir doch auf Feld 1, ohne Machtspiele und ohne Ausgrenzungen. Denn wenn wir Schweizer seit Wilhelm Tell auf etwas allergisch sind, dann auf Druck "von oben".
29.4.2018, 17.00 Uhr/Anton Genna
Erkennen Sie die drei ineinander greifenden Kreuze in der Symbolfigur nebenan? Diese Skulptur hat der Architekt der Johanneskirche, Werner Künzi, selber entworfen. Die Johanneskirche ist kein geweihter Sakralbau im Sinne der katholischen Lehre, sie ist aber auch nicht einfach "zufällige Luft zwischen Betonwänden". Der Architekt hat diese Kirche gestaltet mit viel Symoblik, aber auch viel architektonischem Können und viel Raumgefühl. Für den Baustil des "beton brut" ist es nicht selbstverständlich, dass man sich in einer Kirche auch wohl fühlt. Probieren Sie es einmal aus! Die Atmosphäre mit dem Lichteinfall von oben ist ganz speziell, und in einem Konzert werden Sie auch feststellen, dass der Klang viel weniger hart ist als in anderen Betonkirchen dass er trägt, ohne sich zu überschlagen. Nicht von ungefähr ist unser Thuner Geiger Alexandre Dubach ein Fan dieser Kirche.
Nachtrag: Abwarten und Tee trinken? Oder Kriegsbeil begraben?
Leider scheint das Geschäft blockiert zu sein: Der Kleine Kirchenrat wartet ab, ob gegen die Abstimmung Beschwerde geführt wird. Und das Initiativkomitee zieht offenbar seine beim Verwaltungsgericht hängige Beschwerde gegen die Schliessung der Joki nicht zurück. Schlimmstenfalls heisst dies, dass man jahrelang weiterkämpft statt dass man sich zusammen rauft und einsieht: Hier geht es um die Entwicklung der Kirche Jesu Christi als "Ecclesia semper reformanda", nicht um einzelne Kirchengebäude. Eigentlich müsste man die Kirchen mit Leben füllen, nicht mit Streit. In Aegypten bauen die Kopten trotz aller erlittenen Gräueltaten neue Kirchen. Lesen Sie dazu das kirchliche Magazin "bref" Nr. 8 / 2018.
Dies hat dazu geführt, dass nun auch der Verein Pro Joki die hängige Beschwerde beim Verwaltungsgericht nicht zurückzieht. Dort geht es um die interessante Rechtsfrage, ob die GKG überhaupt zuständig ist, ein kirchliches Gebäude gegen den Willen der betroffenen Einzelkirchgemeinde zu "entwidmen".  Wenn man dies bejaht kann dies dazu führen, dass die Gesamtkirchgemeinde alle kirchlichen Gebäude einer Kirchgemeinde verkauft und ihr einfach keine Mittel mehr zur Verfügung stellt, z.B. weil sie "unbotmässig" ist. Für mich ist deshalb klar, dass die Entwidmung nur im Zusammenwirken der beiden Ebenen zulässig wäre; der amtierende Thuner Regierungsstatthalter scheint aber anderer Meinung zu sein, sodass das Verwaltungsgericht am Zuge ist. Nur: wem nützt das? Eigentlich sollte man nun das Kriegsbeil begraben und die Reorganisation der Kirchgemeinde Thun vorantreiben statt die überholten Strukturen zu zementieren.
Pfingsten steht vor der Türe, vielleicht bringt der Heilige Geist zustande, was wir Menschen nicht können: Frieden in die Kirchgemeinde bringen?
Stimmkuverts mit grossen Löchern  -  eine Bieridee in der Bananenrepublik
Bekanntlich habe ich vor der Abstimmung eine Beschwerde wegen Verletzung des Stimmgeheimnisses eingereicht. Gestört hat mich u.a., dass die Stimmkuverts acht grosse Löcher aufwiesen, durch welche man ohne weiteres erkennen konnte, wie jemand abstimmt. Weil der Abstimmungskampf seitens der Behörden sehr emotional geführt wurde, war die freie Willensbildung gefährdet. Die Präsidenten des Kleinen Kirchenrats und des Kirchgemeinderats Thun-Stadt haben mir daraufhin versichert, die Stimmkuverts seien bei der Stadt Thun bezogen worden und diese verwende die gleichen Kuverts. Weil ich die Stadtkanzlei Thun nicht in Schwierigkeiten bringen wollte, habe ich meine Beschwerde daraufhin sofort zurückgezogen. Nun stellt sich heraus: die Aussage der beiden Behördenvertreter stimmte nicht. Die Kuverts wurden nicht bei der Stadt bezogen, und die Stadt verwendet andere Kuverts mit viel kleineren Löchern, bei welchen es unmöglich ist, die Stimmabgabe zu überprüfen. Im Vorfeld der Abstimmung habe ich für diese Abstimmungszettel den Ausdruck "Bananenrepublik" verwendet. Heute ist zu ergänzen: Solche Stimmzettel wären wohl selbst in einer solchen Republik eine "Bieridee". Wehe, wenn einmal die elektronische Stimmabgabe "e-voting" eingeführt wird, da können wir das Stimmgeheimnis glatt vergessen.
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